Birds 2013

Birds 2013
smatritje neba

20.2.16

Einsamkeit schenken



In der Wüste

Unter weitem Himmel stehn,
Im Wüstenhorizont.

"Vögel!"
Ja, ich liebe Vögel...
Ich höre das Rieseln des Sands in den Lufttaschen.

Nur eine Stunde noch. -
Herab, herein sinkt das Schweigen.

20.2.2016



















Alt

Wer sitzt noch auf dem Regenbogen?
Wer staunt noch hinaus in die Nacht?
Wem verwandelt sich Leben plötzlich in Wunder?

Der Lehrer sagte:
"Ich stehe am Fenster und schaue hinaus.
Draußen fliegen die Schwalben..."
Ich spürte das Ziehen seiner Sehnsucht.

11.2.16

Licht in der Hoffnung

Es ist kalt und es wird Frühling. Die Meisen und die Spatzen streiten laut um die Sonnenblumenkerne. Ich stehe am Fenster im ersten Stock. Jetzt, wo ich dieses Haus verlasse, fällt es mir zum ersten Mal auf, dass ich nie mehr die Möglichkeit haben werde, sie auf gleicher Höhe, sozusagen von Du zu Du zu sehen.

Was ist das schon?

Es ist eben dieser unwiederholbare Augenblick in der Reihe der unzähligen unwiederholbaren Augenblicke, der mir die Vergänglichkeit und das Wunder des Lebens gleichzeitig vergegenwärtigt.

Vergänglichkeit heißt nicht vergeblich leben. Die Vögel zeigen es mit jeder Bewegung, mit jedem Laut rufen sie es hinaus: "Ich freue mich! Ich trauere !"
Der Wind weht endlich die Wolken weg. Sie leuchten auf in einem grellen Abendlicht.

Der alte Vertreter sagt:" Wenn ich mit Dir gehe, rede ich anders als mit X. Deine Fragen regen mich an, über das zu nachzudenken, was in und zwischen den Köpfen der Leute geschieht, die hier leben. Die Welt schaltet plötzlich das Radio Interesse ein. Erkläre Dich zum Tag! Was ist das? Welche Erklärung könnte es geben? Wie kam es dazu? Und was ist der Sinn? Vor allem aber: was sagst Du dazu?

Dann wendet sich der Weg zurück nach Hause. Und ich merke, dass ich wieder nur allein geredet habe. Es war die Freude über Interesse."

Er überschätzt sich. Könnte das Interesse nicht auch so fragen: "Ich höre ihm zu und frage mich die ganze Zeit, was denn in so einem seltsamen Kerl vor sich geht."

Mankell sieht im Lichtkegel der Straßenlaterne einen Hund auftauchen und im Dunkel verschwinden. Ein Bild von Flüchtigkeit und Schönheit der Existenz. Der Hund verschwindet im Dunkel. Aber er vergeht nicht. Hat der Atheist, der mit Unendlichkeit nichts anfangen kann, hier ungewollt ein Bild für die Gläubigen der Vorstellung von der Unendlichkeit der Seele gegeben? Und wie viele gibt es leider, Herr Kriminalschriftsteller, die im Lichtkegel der Straßenlaterne plötzlich eine Hass sprühende Fratze auftauchen sehen?

Wir reden von dem, was in und zwischen den Köpfen der Menschen geschieht, während die Meisen Frühling verkünden. Es geschieht auch der Schrecken.
Aber wir reden miteinander, um das Licht ins Gewebe unserer umeinander flatternden Hoffnungen einzuflechten.

10.2.16

4.2.16

Mankell zu Zeit und Wirklichkeit

Ich merke, dies ist eine innere Pflichtaufgabe. Irgendwie gedrechselt. Die Ansätze sind interessant, aber der Ausführung kamen wohl zuviele oder zu weit entfernte andere Gedanken dazwischen.

Zur Zeit ist das Klügste und auch Schönste von Kant und seinem Übersetzer ins Verständliche,  Schopenhauer, gesagt worden. Bei aller Anstrengung, Eigenes beizutragen, scheitert Mankell.

Das schadet nicht: ohne solche Anstrengung gibt es nur selten auch Gelingen.
Mich hat der Versuch jedenfalls zu eigenem Versuch - ohne Garantie des Gelingens - angeregt.

Was bedeutet die Zeit für Personen nach dem Schmerz?

Es scheint, als ginge die Zukunft in einen sich auflösenden Nebel ein, beleuchtet von einem oft gleisenden Licht der Erinnerungen. Und die Gegenwart erstarrt in diesem Anblick eines unbegreiflichen. Es erstaunt, aber es vertieft nicht wie das Wunder Leben, das Dir zu früheren Gelegenheiten blitzartig aufleuchtete.
Anders als Mankell, dessen Kritik wohl noch aus Animositäten der Vergangenheit her rührt, rätsle ich bei solchem Anblick über Gott.

Nicht anders als ich, denke ich, ist auch er, die Ewigkeit, Teil der Zeit. Es kommt die Zeit, da auch ich zurücksinke (hoffentlich falle oder stürze) in das Grau der Ewigkeit und in die kurzen Reste an Zeit, die in Erinnerungen der Liebenden auf das Ende warten.

Und auch hier immer wieder die Frage: diese einmalige Gelegenheit, Leben zu erleben. Wem kann ich für die Wirklichkeit dieses Wunders danken? Die Erstarrung der Gegend, die Auflösung der Zukunft im Schmerz, finden unter dem Fortgang der Zeit statt. Und all diesem, was da unter dem Himmel der Ewigkeit über mir ausgeschüttet wird, sich über mir ausschüttet, gebe ich in Ermangelung eines anderen Namens die Adresse Gott.

4.2.16

Eine Antwort des Dr. Smirc könnte lauten: Wozu willst Du danken, wo Du das Geschenk doch dem Zufall, dem Schicksal, verdankst? Und der Psychagog und Nudelsalat Dr. Warnix würde sicher etwas davon abweichendes aber vernünftiges beisteuern, etwa derart: Wenn Du nichts weiter bist als die durch alle Moleküle der Urzeit auf heute gekommene Lebenskraft X, die in eine andere Urzeit namens Zukunft sich ausdünnt, warum dankst Du nicht Dir selbst?

Ich weiß: auch nicht gerade von Klarheit oder Tiefsinn glitzernde.
Die Frage war den Versuch einer Antwort wert.

*

Ich fahre in einer grauen Atmosphäre mit dem Zug nach Hause. Es regnet, die Fenster sind beschlagen, die hereinstolpernden Schüler lustlos und erschöpft. Die Zeit vergeht. Gott sei Dank: die trüben Tage vergehen.

Altweiberfastnacht. Gott sei Dank schon abgerauscht nach Mainz.

Aber zurück in den Schmerz will auch niemand. Mankell, der seine Angst mit Fragen an die Vernunft fern hält, hilft. Gegen das Bild von bunt in schwarz, das das Wunder Leben in die Fläche eines Cartoons drückt.